Herrenriegenausflug nach Landshut
Reisedatum: 19.7. bis 21.7.2019
Am Freitag, den 19. Juli sind wir um 14 Uhr an unserer Turnhalle mit dem Wührer-Bus und dem Chauffeur Adi zu unserem Ausflug nach Landshut gestartet. Unterwegs haben wir an einem Autobahnparkplatz Rast gemacht und unsere obligatorische Brotzeit mit Knacker Brezen und Bier schmecken lassen. Organisiert hat dies unser Turnerfreund Günter Riegel.
In Landshut angekommen haben wir gleich das Museum Zeughaus angesteuert und uns durch das museale Haus führen lassen. Es stellt die Schatztruhe „eines großen Festes“ dar. Außer den Fahrnissen und Aufbauten sind im Zeughaus die mehr als 2000 Kostüme der „Landhuter Hochzeit 1475“ untergebracht. Zu den Kostümen gehören weit mehr als 10.000 Einzelstücke wie beispielsweise Gürtel, Taschen, Hüte, Dolche oder Schmuck. Im Zeughaus ist auch die Nähstube des Fundus untergebracht. Die sachgemäße Verwahrung und Restaurierung der Kostüme wird von ehrenamtlichen Personen bewerkstelligt.
Einen eigenen Fundus verwahren die Turnierritter, die ihre vielteiliges Rüst- und Lederzeug selbst warten. In den Sattelkammern und bei den Fahrnissen arbeiten die Sattel- und Geschirrwarte. Zu sehen ist auch die goldene Hochzeitskutsche des Brautpaares.
Mit vielen neuen Erkenntnissen sind wir nahe der Altstadt-City zu unserem Hotel Isar-Residenz zum Einchecken und Zimmerbezug gefahren.
In Landshut fand gleichzeitig während unserer Anwesenheit das Altstadtfest statt. Die gesamte Altstadt wurde als Festmeile aufgebaut mit vielen Musikkapellen wurden die rd. 20.000 Besucher unterhalten. Wir haben unser Abendessen im Augustiner Biergarten eingenommen und uns danach von den Festivitäten in ihren Bann ziehen lassen.
Am Samstag, den 20. Juli hat uns Adi mit dem Bus nach Unterglaim zur Besichtigung des Rinderzucht- und Biobauernhofes Stephan Riedl chauffiert. Hier wurden wir von den Zuchtbetriebsinhabern herzlich begrüßt, die Ehefrau musikalisch mit einem Gitarrenstück. Der Zuchtbetrieb umfasst 72 Milchkühe, die in einem Laufstall untergebracht sind. In einer Milchtankstelle ist für Verbraucher der Einkauf von Milch und Käse direkt am Bauernhof eingerichtet.
Direkt gegenüber konnten wir in der Tafernwirtschaft Emslander zum Mittagessen einkehren. Die Betriebsinhaber betreiben auch eine Land- und Holzwirtschaft, insbesondere einen bedeutenden Christbaumanbau und –verkauf direkt am Hof. In der Saison sind am Hof täglich bis zu 2500 Christbaumkäufer anwesend, denen zusätzlich Verpflegung angeboten wird. Die Firmenchefs führten uns durch den Betrieb. Sie zeigten uns auch die Probleme auf, denen der Wald durch die Klimaänderung ausgesetzt ist und die eine Änderung des Baumbewuchses erforderlich macht. Bei den Neuanpflanzungen ist der Grundsatz Wald vor Wild künftig noch stärker zu gewichten.
Nach der Rückfahrt nach Landshut war eine Stadtführung „Geschichte und Geschichten“ zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt mit amüsanten und berührenden Anekdoten angesagt.
Ohne Zweifel zählt die Altstadt in Landshut zu den schönsten und besterhaltenen historischen Straßenzügen in Deutschland. Aus der bunten Vielfalt der stattlichen Bürgerhäuser ragt imposant der Turm der gotischen St. Martinskirche auf. Der höchste Backsteinturm der Welt (130,1 m) ist bis heute das Wahrzeichen der Stadt.
Hier begann für uns die Stadtführung mit der Entstehung der spätgotischen Hallenkirche im 15. Jahrhundert. Dem Kanonikerstift, der Barockisierung und der Rückbau in gotischer Ansicht, die konstruktive Sanierung von 1978 bis 1991 und die päpstliche Erhebung zur Basilika im Jahr 2001.
Als Pflichtbestandteil jeder Stadtführung ist der Rathauspunksaal. Hier befindet sich eine der Wurzeln des großartigen Festspiels „Landhuter Hochzeit 1475“. Im Jahre 1876 erhielt der Saal ein neugotisches Gepräge und Münchner Hofmaler den Auftrag in einem umlaufenden Gemälde die Landhuter Hochzeit darzustellen. Der Beobachter erlebt den Augenblick im November 1475, als der wittelsbachische Herzog Georg der Reiche von Bayern-Landshut, die polnische Königstochter Hedwig, auf der „Wiesmahd“ – der heutigen Grieserwiese, begrüßt, um sie im Triumphzug zur Trauung in das Münster von St. Martin zu geleiten.
Im Jahre 1903 wurde im Rahmen einer Gewerbeausstellung von zwei Förderern die Idee geboren die Landshuter Hochzeit 1475 in einem historischen Festzug darzustellen. In den über hundert Jahren entwickelte sich dieses Fest zum bedeutendsten historischen Dokumentarspiel Europas, das alle 4 Jahre mit mehr als 2000 Mitwirkenden nachgespielt wird.
Am Sonntag, den 21. Juli stand die Besichtigung der Burg Trausnitz auf dem Programm.
Im Jahr 1204 begann Herzog Ludwig von Bayern die Burg auf einer Vorgängerbefestigung und ebenso die Stadt Landshut zu bauen. Landshut war die erste typische wittelsbachische Gründerstadt. An die Stelle des Adels als Bündnispartner traten die Bürger, was auf lange Sicht von Erfolg gekrönt war.
Ab 1231 war Landshut Residenz der Wittelsbacher und bis 1255 zugleich Hauptstadt des Herzogtums Bayern. Die bayerischen Landesteilungen ließen Landshut abwechselnd Hauptstadt eines Teilherzogtums oder Residenzstadt sein. Die glanzvollste Zeit durchlebte Landshut zwischen 1392 und 1503 unter der Herrschaft der drei „reichen“ Herzöge Heinrich, Ludwig und Georg. In dieser Periode erlangte die Stadt Wohlstand und hohe politische Bedeutung. In diese Zeit fällt auch die punkvolle Hochzeit von Georg mit seiner Braut Hedwig an der neben vielen hochrangigen Adeligen des Deutschen Reiches auch Kaiser Friedrich III. teilnahmen.
Die ältesten Teile der Burg stammen im Kern aus der Zeit von 1204 bis 1230/40: Ringmauer, Bergfried, Palas, Kapelle, Dürnitz und Doppelturmtor. Ab dem 15. Jahrhundert erfolgte unter den „Reichen Herzögen“ ein bedeutender Um- und Ausbau der Anlage. Von 1516 bis 1545 ließ Herzog Ludwig X. die Burg innen prachtvoll ausstatten. Seitdem trägt die Burg Landshut den Namen Trausnitz.
Die mittelalterliche Burg prägen die eindrucksvollen Befestigungen, der hoch aufragende Wittelsbacher Turm und die Burgkapelle mit ihrem bedeutenden Skulpturenschmuck und den Flügelaltären der Reichen Herzöge. Die Laubengänge im Burghof und die berühmten Malereien der Commedia dell árte in der Narrentreppe führen in die Zeit der Renaissance. Kunsthistorisch verheerend war der Brand der Burg Trausnitz im Jahr 1961, als große Teile der Renaissance-Räume und die Gemächer König Ludwig II. unwiederbringlich zerstört wurden.
Auf der Burg ist auch die Kunst- und Wunderkammer untergebracht, die wir anschließend besichtigten. Das Museum zeigt ein Archiv kunstvoller und wundersamer Dinge, eines vollständigen Schatzes und kostbarer Ausstattung, Aufbauten und Gemälde, „damit man durch dessen häufige Betrachtung schnell, leicht und sicher eine einzigartige neue Kenntnis der Dinge sowie bewundernswerte Klugheit erlangen kann“.
Beim Abstieg von der Burg Trausnitz durch den Hofgarten kamen wir am Skulpturenmuseum im Hofberg vorbei, das wir gleich in Augenschein nahmen. Ein Künstlermuseum, das den Landhuter Bildhauer Fritz König gewidmet ist. König erlangte als Schöpfer der „Kugelkaryatide N.Y.“ zu Füßen des World Trade Center in New York internationale Bekanntheit, fand daneben aber etwa auch mit seinen Wettbewerbsentwurf für das „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ in Berlin weite Beachtung. Daneben trat König als passionierter Sammler afrikanischer Kunst hervor. Übrigens überstand die „Große Kugelkaryatide“ nach den Terroranschlägen vom 11.9.2001 schwer beschädigt den Einsturz der Türme des World Trade Centers. Am 11.3.2002 wurde die Skulptur als Mahnmal in New Yorker Battery Park aufgestellt.
Nach dem Mittagessen im Restaurant „Die goldene Sonne“ in der Neustadt von Landshut traten wir unter dem Kommando unseres Riegenführers Albert Hirschmüller die Heimreise an.
Die Reise hat uns viele Informationen über die geschichtlichen Hintergründe der Stadt Landshut und aktuelle betriebliche Situation und Probleme von Wirtschaftsbetrieben aufgezeigt.
Ein besonderer Dank gilt unserem Riegenmitglied Ewald Rosenberger, der die Reise im Wesentlichen ausgearbeitet und organisiert hat.